Battle of Hastings - Ubo´s waren aktiv dabei!

Wie der eine oder andere schon mitbekommen hat, haben sich Denis und ich die Teilnahme in den Reihen des Franko-Flämischen-Kontingents verdient, und so sind wir mit Chris (der schon beim FFC ist) und 6 anderen Fenrisfyrdlern am 12.10. gen England aufgebrochen.

Die Vorphase:

Leider wurden uns nach dem Event auf dem Marsfeld, das wir in der Friesen-/Nordmanndarstellung besucht haben, nach und nach neue Details präsentiert, was wir an unseren Darstellungen ändern müssen, um beim FFC unter zu kommen.
Angefangen beim Helm, der kein Brillenhelm sein durfte, über den Schild, der grün/rot sein sollte, und später dann auch nicht rund, sondern ein Kite, bis hin zum Gambeson und Kettenhemd, die nur Kurzarm sein sollten. Viel hat nicht gefehlt, und wir wären gar nicht gefahren. Wink
Aber all diese Hindernisse haben wir überwunden, und ich habe bis zur letzten Minute noch gebastelt um so gut wie möglich als Pseudo-Normanne in die Zeit zu passen.

Die Reise:

Am Donnerstag kamen wir in Battle an (der Ort heisst wirklich so), und ich war schlichtweg von den vorhandenen Lagern der Angelsachsne und Normannen enttäuscht. Das soll die Basis für ein episches Reenactment Wochenende werden ? 20 Zelte auf jeder Seite ?

Aber zuerst mussten wir uns mit der "English Heritage" auseinandersetzen, die in ihrer Organisation des Events alles andere als gut strukturiert waren: Wer kein Bändchen hat, darf nicht rein. Punkt.
Um ein Bändchen zu bekommen, muss man aber zu einem Zelt auf dem Gelände, um seine Registrierung zu verifizieren. Blöd, das.
Irgendwie ging es dann doch, und wir konnten unsere Zelte aufbauen.

Mitten im Lager des FFC, gleich neben unserem Offizier des 5.Pennons, dem Tjarske. Sehr netter Kerl: Entspannter Offz, der es gar nicht nötig hat, laut zu werden. man nimmt ihm die Befehle auch so ab. Nur mit dem "links" und "rechts" happerts manchmal, weswegen wir schon mal als einziges Pennon falsch herum standen.
Alle hatten den Befehl "links um", und nur wir hatten den Befehl "rechts um".
Das kam beim Herrn "Robert Comte d´Eu", seines Zeichens oberster Befehlshaber, überhaupt nicht gut an. Confused
Tjarske hat geschmunzelt und uns noch zweimal "rechts um" befohlen. Alles wieder gut und wir konnten losmarschieren.

Am Donnerstag und Freitag gabs kleine Trainingseinheiten und den Rest des Tages hatten wir zur freien Verfügung.
Shoppen in einer Verkaufsstrasse, in der man nur sehr wenige Händler kennt, und die nur so strotzen vor neuen und ganz anderen Waren. Hat riesig Spaß gemacht, das alles anzuschauen.

Die Nächte auf Freitag und Samstag haben sich die beiden Lager jeweils nochmal enorm vergrößert, und alleine das FFC-Lager fasste damit 164 Personen. Samstag morgens lag leichter Nebel in den Senken am Fuß des Senlac-Hill, und es war ein wunderschöner Anblick, als die Sonne zwischen den Wolken ein erstes Mal durchschien.

Als kleines Ritual haben wir uns jeden Morgen im Teahouse im Ort einquartiert: Typisches englisches Frühstück mit Bohnen, Bacon, Würstl, Ei, Toast und viel Tee mit Milch und Zucker. Und das ganze in einem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert mit tiefhängender Decke und schiefen Balken. Klasse !
Und egal wieviel Stress die Bedienungen und der Besitzer hatten, sie blieben immer ruhig und freundlich.
Very british. Wink

Die Schlacht am Senlac-Hill:

Die erste Schlacht gab es am Samstag nachmittags. Wir hatten die Anforderungen schon zig Mal geübt, und konnten sie schon im Schlaf runterbeten. Aber die "English Heritage" hatte dieses Jahr die Idee das alles anders zu machen, und das doch am besten erst morgens den Anführern der Lager mitzuteilen.
Die Jahre davor gab es diese Scripts 4 Monate vorher.
Na gut, dann halt anders.
Beim Antreten des FFC ging mir schon gleich mal das Herz auf ob der schieren Menge an Kämpfern. Und als wir dann zum Aufmarschbereich der Normannen marschiert sind, hab ich nur noch Bauklötze gestaunt. So viele Kämpfer, dass man nur noch Helm neben Helm sieht, und die Lanzen mit und ohne Wimpeln zu einem Wald werden.
Sehr beeindruckend ...

Der erste Blick beim Einmarsch geht natürlich bergan und hinauf zum Feind und mir rutschte mal eben das Herz in die Hose. Ich gebe das gerne zu, denn ohne Kontaktlinsen sah ich die zahlreichen Schilde in der ersten Reihe (ca. 200m breit), und dann gefühlte 8 Reihen hintereinander. Dass die Hälfte davon Zuschauer waren kam mir erst nach ein paar Sekunden in den Sinn.

Die Choreografie der Schlacht gibt vor, dass wir zweimal den Hügel hinaufmarschieren, nicht durchbrechen können, und wieder bis ganz runter gehen. Das hört sich einfach an, aber dieser Hügel hat es in sich: Dicke Grassoden, tiefe Löcher, kein gleichmässiger Anstieg, jede Menge Buckel, und dazu matschige Flächen.
Ganz tolle Voraussetzungen, wenn man da eine gerade Linie halten soll !
Das geht noch beim Hinaufmarschieren, aber wenn man rückwärtsgehend wieder runter muss, weil man ja ständig mit einem Angriff des Gegners rechnet, dann wird das zur Herausforderung.
Spätestens hier hat sich das viele Training des FFC richtig bezahlt gemacht.

Nach dem zweiten Angriff unsererseits war ein Angriff des linken Flügels der Angelsachsen eingeplant. Im Laufschritt in unsere Linie, um vom schwenkenden Zentrum und der zuhilfe eilenden Reiterei schnell niedergemacht zu werden.
Hier war das erste Mal der gravierende Unterschied in der Kampfweise zu erkennen: Die Angelsachsen sollten alle bis zum letzten Mann fürs Publikum sterben, und das taten sie in Vollendung.

Der dritte Marsch den Hügel hinauf mit einem kleinen Sprint am Ende *röchel* brachte dank der beim Feind nun dezimierten Flanke den voraussehbaren Erfolg, und wir konnten zum Zerhackstücken des Feindes übergehen.
Denis hatte in dieser Phase der Schlacht Pech und fing sich eine Lanze an den Hals ein. Der Angelsachse und die FFC-Leute neben ihm haben sofort reagiert, und nach einer ersten Inspektion gesehen, dass der Kragen des Gambesons das meiste abgefangen hat.
Ich habe davon nichts mitbekommen, weil ich mit Wulf die Flanke des Feindes umlaufen hatte und wir von hinten den Bannerträger angreifen konnten. Nach kurzer Gegenwehr hielt ich das Banner des Feindes in den Händen und konnte mein Glück noch gar nicht fassen.
Schwieriger gestaltete sich der Rückweg in unsere eigenen Reihen, und trotz meines wiederholten Rufes "Vive la Normandie" musste ich jede Menge friendly fire einstecken. Vielleicht hätte ich das Banner des Feindes ja einrollen sollen. Hinterher ist man schlauer. Wink

Die Schlacht war kurz danach vorbei und Harold der Eidbrecher lag tot auf dem Schlachtfeld.

Aber den Anblick, den wir in diesem Moment hatten, der ist schwer zu beschreiben: Auf einem Bereich von 50 x 200 Metern geschätzte 600 "Tote" und dazwischen niederknieende Normannen, die im Gebet ihren Dank ausdrücken.
Das war Teil der Choreo, und wäre Denis nicht schon tot gewesen, hätte auch knien müssen. Wink Aber so kam er drumrum.

Was ich im Schlachtenlärm erst nach der Schlacht mitbekam: Ein Sprecher hat alle Teile und Details der Schlacht kommentiert. Und zum Abschluß kam noch die in weiß gewandete Schauspiel-Frau vom Eidbrecher aufs Feld um nach ihrem Liebsten zu suchen.
Und die Jungs von der "English Heritage" habens echt drauf in Sachen Theatralik: Harold war tot, und guter englischer Landregen setzte ein. Danke dafür. Very Happy

Im Nachgang der Schlacht hatten wir als 5.Pennon leider nicht so viel Glück wie die anderen, denn uns oblag die Wache. Dass das mit dem kleinen Faux-pas beim Antreten zusammenhing, ist nur ein böses Gerücht.
Nassgeschwitzter Gambeson, der durch den Regen inzwischen auch von außen komplett durchnässt war, und in vollem Gerödel durch und ums Lager Runden drehen.
Hört sich übel an, war aber echt lustig: An jedem Tisch im Lager hat uns mindestens einer seinen Beitrag gegen die "akute Unterhopfung" zukommen lassen. Da wir dabei vom Gustl über Pils, und von Guiness über dünnem Ale so ziemlich alles getrunken haben, musste ich das am Sonntag morgen natürlich büßen. Wink

Sehr positiv habe ich es empfunden, dass die Veranstaltung um 17 Uhr beendet war und die Zuschauer das Gelände verlassen mussten. Kannte ich so nicht, und war für uns dadurch sehr entspannt.

Sonntag fiel Denis leider dann wegen Problemen mit Neben-/Stirnhöhlen und damit verbundenen Zahnschmerzen fast komplett aus. Aber wir haben das Beste draus gemacht, und die Angelsachsen nochmal besiegt.

Als Belohnung für Wulfs Führung der Truppe hat sich Tjarske dann noch etwas einfallen lasse, und ihm den Titel eines "Freiherrn von Wasweissich" inklusive zwei Weiler und einem Dorf zum Lehen gegeben.
Sobald wir rausbekommen haben wo die liegen, werden wir uns die wohl mal anschauen müssen. Da Wulf von seinem Vorgesetzten damit entlohnt war, müssen wir uns ja nun bei Wulf schadlos halten... Wink

Das Ende der Veranstaltung und der Schlußappell fielen bewegender aus als gedacht, da die Führung des FFC vom "Comte d´Eu" auf seinen Nachfolger überging.
Auch für mich ein sehr emotionaler Moment, obwohl ich bisher ja nicht fiel mit dem FFC zu tun gehabt habe.
Und als sie dann noch ihr Lied gesungen haben, da flossen bei sehr vielen FFC´lern die Tränen.
Wen es interessiert: https://www.youtube.com/watch?v=iAjCESh4lns

Sicher werden auch die Berichte der anderen bei euch aufschlagen. Und ich bin mir fast sicher, dass es jeder als sein schönstes Reenactment-Event bisher bezeichnen wird.
Hammer Erlebnis, und mit nichts zu vergleichen !

Die gesamte Schlacht kann man hier anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=6NQ5EYnxcBY

V
ae Victis

Kuonwart


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